Offene Umfragen & Fragebögen in der qualitativen Forschung

Wie du offene Umfragen in der qualitativen Forschung einsetzen kannst


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Definition und Einführung


Offene Umfragen sind eine verbreitete Methode der qualitativen Datenerhebung, mit der Teilnehmende ihre Meinungen, Erfahrungen und Reflexionen in ihren eigenen Worten ausdrücken können. Im Gegensatz zu geschlossenen Umfragen, bei denen Antworten vorgegeben sind, ermöglichen offene Formate freie Erzählungen und liefern so tiefgehende, kontextreiche Einblicke in die Lebensrealitäten der Befragten. Üblicherweise werden offene Umfragen mithilfe eines Fragebogens durchgeführt.
Wie Reja et al. (2003) (übersetzt aus dem Englischen) erklären: „Zwei sehr unterschiedliche Gründe für die Verwendung offener statt geschlossener Fragen lassen sich unterscheiden. Einer ist, spontane Antworten der Personen zu erhalten; der andere ist, Verzerrungen zu vermeiden, die durch vorgegebene Antworten entstehen könnten.“ Dieser teilnehmerzentrierte Ansatz passt gut zum interpretativen Paradigma, das subjektive Bedeutung und gelebte Erfahrung untersucht.


Vorteile von Peer-Debriefing


Um das Meiste aus offenen Umfragen herauszuholen, sind sorgfältige Planung und Gestaltung entscheidend. Im Folgenden stellen wir einige Best-Practives vor, die dich bei der Anwendung dieser Methode unterstützen:

Fragegestaltung

Deine Fragen sollten offen formuliert, klar verständlich und frei von Annahmen oder Fachjargon sein. Vermeide zusammengesetzte Fragen und Hinweise, die Teilnehmende in eine bestimmte Richtung lenken. Anstatt z. B. zu fragen: „Wie war deine Erfahrung mit Online-Lernen und wie hat sie deine Noten beeinflusst?“, könntest du fragen: „Bitte beschreibe deine Erfahrung mit Online-Lernen während des Semesters.“

Effektive offene Fragen zu gestalten bedeutet auch vorauszudenken, wie Teilnehmende sie interpretieren und beantworten könnten. Reja et al. (2003) weisen auf einen Nachteil hin: „Offene Fragen haben auch Nachteile im Vergleich zu geschlossenen Fragen, wie etwa den hohen Kodierungsaufwand und eine höhere Item-Nonresponse.“ (übersetzt aus dem Englischen). Um Letzteres zu minimieren, halte deine Fragen klar und knapp und beschränke die Gesamtanzahl der Fragen.

Plattformauswahl

Online-Tools wie Google Forms, Qualtrics und SurveyMonkey unterstützen offene Antwortformate und werden häufig in der qualitativen Forschung verwendet. Diese Plattformen ermöglichen flexible Verbreitung und einfache Datenerfassung. Achte bei der Auswahl darauf, dass Langtext-Antworten unterstützt werden, Datenschutz gewährleistet ist und die ethischen sowie rechtlichen Standards deiner Institution eingehalten werden.

Peer-Debriefing und Pilotstudien

Bevor du mit der Datenerhebung beginnst, empfehlen wir eine Peer-Debriefing-Sitzung, um zu prüfen, ob dein Fragebogen zu deiner Forschungsfrage passt. Diese Empfehlung gilt nicht nur für Umfragen, sondern für viele Arten qualitativer Forschung.

Wenn du mit dem Design deines Fragebogens zufrieden bist, solltest du ihn mit einer kleinen Teilgruppe deiner Zielgruppe testen. Eine Pilotstudie vor dem eigentlichen Versand ist ein entscheidender Schritt. So kannst du prüfen, ob die Fragen verständlich sind, wie lange die Beantwortung dauert und ob die erhaltenen Daten relevant und aussagekräftig sind. Rückmeldungen aus der Pilotgruppe helfen dir, Formulierungen und Struktur deines Fragebogens gezielt zu verbessern.

Stichprobe und Skalierung

Eine der großen Stärken offener Umfragen ist die Möglichkeit, über digitale Wege ein breites Publikum zu erreichen. Du kannst deine Umfrage per E-Mail, in akademischen Foren, institutionellen Netzwerken, sozialen Medien oder Lernplattformen teilen. Auch wenn solche Stichproben nicht immer statistisch repräsentativ sind, können gezieltes und Schneeball-Sampling dir Zugang zu relevanten Teilnehmenden mit passenden Erfahrungen und Perspektiven verschaffen.

Datenaufbereitung und Kodierung

Die Antworten in offenen Fragebögen sind oft unstrukturiert und variieren stark in Länge und Tiefe. Die Auswertung erfordert daher sorgfältige Organisation und Kodierung. Hier kommen qualitative Analysetools wie QDAcity ins Spiel. Mit QDAcity kannst du offene Textantworten importieren und sowohl induktive als auch deduktive Kodierungsstrategien anwenden, um zentrale Themen, Kategorien und Zusammenhänge zu identifizieren. Das hilft dir, große Textmengen zu bewältigen und Transparenz durch Funktionen wie Codebücher, Intercoder-Übereinstimmung und Audit Trails zu erhöhen.


Vorteile und Einschränkungen


Vorteile

Offene Umfragen bieten qualitativen Forschern mehrere Vorteile. Erstens sind sie flexibel und ermöglichen es den Teilnehmern, frei und ausführlich zu antworten.

Zweitens reduzieren offene Fragen den Einfluss von Interviewer-Bias (die Verzerrung durch den Interviewer), wodurch die Teilnehmer mit ihrer eigenen Stimme sprechen können. Wie Reja et al. (2003) betonen, „vermeidet die Methode die Verzerrung, die dadurch entstehen kann, dass man den Einzelpersonen Antworten vorschlägt“ (übersetzt aus dem Englischen).

Drittens ermöglicht der asynchrone Charakter der Umfrageteilnahme den Befragten, vor dem Antworten nachzudenken, was oft zu durchdachteren und aufschlussreicheren Daten führt. Da ein Fragebogen außerdem nach Belieben ausgefüllt werden kann, ist er gut skalierbar für viele Teilnehmer, obwohl man sorgfältig genügend Zeit für die Analyse einplanen sollte, da die qualitative codieren ein zeitintensiver Prozess ist.

Schwierigkeiten

Trotz dieser Vorteile haben offene Umfragen auch Einschränkungen. Ein großer Nachteil ist, dass keine Nachfragen möglich sind. Im Gegensatz zu Interviews kannst du als Forschende*r unklare oder mehrdeutige Antworten nicht weiter hinterfragen. Das kann zu schwer interpretierbaren Daten führen.

Ein weiteres Problem ist die unterschiedliche Qualität der Antworten. Manche Teilnehmenden geben detaillierte Antworten, andere nur wenige Wörter. Diese Unterschiede in Tiefe und Relevanz bedeuten, dass die qualitative Auswertung Zeit und interpretative Fähigkeiten erfordert.

Schließlich kann die Datenmenge schwer zu bewältigen sein, wenn keine geeigneten Tools zur Verfügung stehen. Reja et al. (2003) warnen, dass offene Antworten „umfangreiche Kodierung und Interpretation erfordern“, was Analysezeit und -aufwand erhöht. Tools wie QDAcity können hier helfen, erfordern aber dennoch ein strukturiertes Vorgehen.


Fazit zu qualitativen Umfragen


Offene Umfragen sind flexible, skalierbare und teilnehmerzentrierte Instrumente, mit denen du differenzierte qualitative Daten erfassen kannst. Wenn sie sorgfältig konzipiert und ausgewertet werden, ermöglichen sie tiefe Einblicke in Erfahrungen, Wahrnehmungen und Reflexionen der Teilnehmenden – besonders dann, wenn direkte Interaktion nicht möglich ist.

Für die Analyse der erhobenen Daten solltest du Tools wie QDAcity in Betracht ziehen, das bei Kodierung, Organisation und Interpretation großer textbasierter Datensätze unterstützt. Zwar ist der Aufwand für Planung und Analyse nicht zu unterschätzen, doch das Potenzial, authentische Stimmen der Teilnehmenden einzufangen, macht offene Umfragen zu einem wertvollen Bestandteil jeder qualitativen Forschungsstrategie.

Wenn deine Forschung Teilnehmende aus der Ferne einbezieht, große Stichproben umfasst oder Themen behandelt, die persönliche Reflexion erfordern, sind offene Umfragen eine effektive und vertrauenswürdige Methode zur Datenerhebung.


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