Was ist ein systematisches Literaturreview?

Eine kurze Einleitung


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Definition eines systematischen Literaturreview


Ein systematisches Literaturreview (SLR) ist nach Kitchenham (2004)eine strukturierte, umfassende und reproduzierbare Methode zur Identifizierung, Bewertung und Interpretation vorhandener Forschungsarbeiten, die für ein bestimmtes Thema oder eine Forschungsfrage relevant sind. Ein SLR ist von Vorteil, wenn du den aktuellen Stand in einem bestimmten Forschungsgebiet verstehen und kommunizieren musst, für den es noch keinen umfassenden und aktuellen SLR gibt. Du kannst das Vorgehen auch verwenden, wenn du ein Literaturrecherche für dein Abschlussarbeit erstellen musst.
Ein SLR umfasst eine systematische Literaturrecherche, strenge Auswahlkriterien und eine gründliche Synthese der Ergebnisse, um einen unvoreingenommenen und umfassenden Überblick über das vorhandene Wissen zu einem Thema zu geben. Ziel ist es, Voreingenommenheit zu minimieren und sicherzustellen, dass der Review-Prozess transparent und nachvollziehbar ist.


Prozess eines systematischen Literaturreviews


Du benötigst ein systematisches Literaturreview für deine Abschlussarbeit? Oder forscht du an einem Thema bei dem die Literatur dazu noch nicht systematisch aufbereitet wurde? Dann hast du den ersten Schritt bereits geschafft, du hast eine Lücke erkannt, bei der sich die Durchführung eines SLR lohnt. Als nächstes erstellst du ein Forschungsprotokoll in dem du dein Vorgehen planst und welches du im Laufe des Vorgehen immer aktualisierst, um deinen Forschungsprozess zu dokumentieren. Das Protokoll ist Teil des Audit Trail. Der Prozess besteht aus folgenden Schritten:

Schritt 1:
Identifizierung der Forschung

Der erste Schritt ist die Festlegung einer Suchstrategie. Dazu definierst du die Suchbegriffe entsprechend deiner Forschungsfrage. Ebenfalls musst du festlegen wo du nach Literatur suchen möchtest. Wo gibt es relevante Literatur zu deinem Thema? In online Datenbanken, in der Bibliothek oder gibt es ihr andere Quellen? Dokumentiere alles in deinem Forschungsprotokoll. Es lohnt sich vorab deine Suchbegriffe zu testen und gegebenenfalls zu verfeinern. Zusätzlich zu der Schlagwortsuche lohnt es sich 'Snowballing' (Wohlin, 2014)durzuführen. Das bedeutet du folgst den Referenzen in einem Paper (rückwärts Suche) und du suchst Paper die diese Paper zitieren (vorwärts Suche).
Schaffe dir eine Möglichkeit die gefundene Literatur in einem überschitlichen Format zu sammeln. Dafür gibt es existierende Softwareanwendungen order du kannst auch ein einfaches Tabellenformat nutzen.

Schritt 2:
Selektion und Qualitätsbewertung der Literatur

Im nächsten Schritt wird die gefunden Literatur in Bezug auf Qualität und Passung auf die Forschung bewertet. Dafür musst du Selektionskriterien und/oder Ausschlusskriterien definieren. Die Kriterien können sich auf die Sprache des Papers, auf die Art des papers oder aber auch auf den Inhalt des Papers beziehen.

Beispiel für Auswahlkriterien

Beispiele für Selektionskriterien sind:
  • Literatur die nur auf Englisch geschrieben wurde
  • Literatur die ein Peer-Review durchlaufen hat
  • Literatur welche einen Evaluationsschritt beinhalten

Schritt 3:
Datenextraktion

Bei der Datenextraktion sammelst du wichtige Details aus den von ausgewählten Studien. Dies bedeutet, dass wichtige Informationen herausgegriffen werden, z. B. wie die Studie durchgeführt wurde, welche Hauptpunkte sie hat und was sie herausgefunden hat. Definieren dir dafür ein bestimmtes Format, wie beispielsweise eine Tabelle, um diese Informationen zu extrahieren und zu organisieren. Dies hilft dir später Erkenntnisse aus verschiedenen Studien zusammenführen. Ziel ist es, aus jeder Studie auf klare und konsistente Weise wichtige Fakten herauszuarbeiten.

Schritt 4:
Datensynthese

Die Datensynthese ist überwiegend deskriptiver (nicht quantitativer) Natur. Dennoch kannst du die Synthese durch quantitative Informationen ergänzen, beispielsweise die Anzahl der Arbeiten im Zeitverlauf. Für die deskriptive Synthese eignet sich das Codierungsverfahren in welchem du folgende Schritte ausführst: offenes Codieren, axiales Codieren und selektives Codieren. Du kannst QDAcity zum codieren der Daten verwenden, indem du die PDFs aller relevanten Artikel in dein Projekt lädst und sie codierst, um eine Theorie basierend auf der Literatur zu synthetisieren.


Qualitätssicherung


Um eine hohe Qualität bei der Forschung sicher zu stellen, kannst du verschiedene Vorgehen anwenden. Nachfolgend findest du eine Liste von Möglichkeiten zur Qualitätssicherung:
  • Du kannst Peer Debriefing in mehreren Phasen deines Forschungsprozesses integrieren. Du kannst beispielsweise dein Forschungsprotokoll mit einem erfahreneren Forscher unter die Lupe zu nehmen.
  • Das Intercoder Agreement kannst du durchführen, wenn du bereits ein Code System entwickelt hast.
  • Die Theoretische Sättigung deines Projektes gibt Auskunft darüber, ob du noch mehr Literatur benötigst oder bereits keine neuen Informationen in den letzten Artikeln identifiziert hast.

Diese und weitere Qualitätssicherungsmaßnahmen sollten ebenfalls in deinem Forschungsprotokoll und der resultierenden Arbeit beschrieben werden. Damit beiweist du auch nach außen, dass du hochwertige Arbeit geleistet hast.


Zusammenfassung


Das systematische Literaturreview (SLR) unterstützt bei der Erstellung eines State-of-the-Art über bestehende Forschungen. Dies ist eine gute Grundlage, um potzenzielle Forschunglücken zu entdecken. Der hier beschriebene Prozess basiert auf der Anleitung von Kitchenham (2004)und stellt eine dokumentierte und nachvollziehbare Recherche sicher, welche eine nützliche Basis für weitere Forschung darstellt.


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